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Turbolader defekt? – Symptome, Ursachen, Austausch & Kosten einfach und kurz erklärt!

Wichtige Erfahrungswerte im Überblick
  • Turbolader (oft auch einfach als „Turbo“ bezeichnet) werden in Diesel- und Otto-Motoren (=“Benziner“) verbaut. Sie sorgen dafür, dass dem Motor mehr Frischluft zur Verbrennung zugeführt wird – die Motorleistung steigt.
  • Eine eingeschränkte Motorleistung, ein erhöhter Ölverbrauch und ungewöhnliche Geräusche sind drei von vielen weiteren Symptomen, die auf einen defekten Turbolader hinweisen können (mehr Infos weiter unten). Ein Turboladerwechsel kann je nach Fahrzeugmodell und Motor für Gesamtkosten von rund 1.300 bis 3.600 Euro sorgen.  
  • Ich habe mit verschiedenen KFZ-Mechatronikern über die typischen Ursachen und Symptome eines Defekts am Turbolader, den Turboladerwechsel und alle anfallenden Kosten gesprochen und fasse dir nachfolgend die wichtigsten Informationen zusammen.
  • Tipp: Lies dir den Artikel bis zum Ende durch und sichere dir so deinen Wissensvorsprung für den nächsten Werkstattbesuch.

Ursachen eines defekten Turboladers

Die häufigsten Gründe für Turboladerschäden sind:

  • Verschleiß im Inneren des Turbos (Lager, Turbinenrad, Verdichterrad etc.)
  • Schlechte Schmierung durch falsches bzw. zu altes Motoröl oder einen zu geringen Ölstand
  • Ablagerungen im Inneren des Turboladers (Ölkohle)
  • Ein unzureichendes „Warmfahren“ des Motors
  • Das direkte Abstellen des Autos nach hoher Belastung (bspw. nach Fahrten auf der Autobahn mit hoher Geschwindigkeit)
  • Falsches Tuning
  • Fremdkörper, welche bspw. aufgrund eines Motorschadens in den Turbolader gelangt sind
  • Vorangegangene, falsch ausgeführte Reparaturen

Symptome / Anzeichen eines defekten (bzw. undichten / ausgeschlagenen) Turboladers

Bitte beachte, dass die genannten Symptome nicht alle gemeinsam auftreten müssen. Schon eines der genannten Anzeichen kann je nach genauer Ursache für einen defekten Turbolader sprechen.

Mögliche Folgeschäden bei defektem Turbolader

Ein defekter Turbolader kann im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden mit hohen Folgekosten führen. Aus diesem Grund sollte bei ersten Anzeichen für einen Defekt zeitnah eine Werkstatt aufgesucht werden, welche die genaue Problemursache ermitteln und beheben kann.

Auswirkungen eines defekten Turboladers auf die Hauptuntersuchung

Ob man die Hauptuntersuchung (ugs. auch als „TÜV“ bezeichnet) trotz Turboladerprobleme besteht oder nicht, ist abhängig von den genauen Symptomen.

Ist der Turbolader defekt, kann man davon ausgehen, dass keine Abgasuntersuchung möglich ist und die Prüfung daher nicht bestanden werden kann.

Besteht eine Ölundichtigkeit mit Abtropfen, stellt dies ebenfalls einen erheblichen Mangel dar und sorgt für ein Nichtbestehen. Ein leichtes Ölschwitzen hingegen wird meist nur als geringer Mangel bewertet und hat dann keinen Einfluss auf das Bestehen.

Handelt es sich „lediglich“ um eine ungewöhnliche Geräuschbildung des Turboladers und wird die Abgasuntersuchung dennoch bestanden, gibt es in der Regel nur einen entsprechenden Hinweis vom Prüfer.

Reparatur oder Wechsel des Turboladers

Im ersten Schritt wird der Turbolader geprüft. Dabei kommen – abhängig vom genauen Fahrzeugmodell und den Symptomen – unter anderem diese Prüfschritte infrage:

  • Sichtprüfung (bspw. hinsichtlich ausgetretenem Öl oder äußerlichen Beschädigungen)
  • Auslesen Fehlerspeicher
  • Probefahrt (u. a. zur Prüfung des Ansprechverhaltens und hinsichtlich eventueller Geräusche)
  • Prüfung des Ladedrucks
  • Prüfung des Lagerspiels
  • Prüfung des Abgasverhaltens

Wurde von einem Fachmann eindeutig diagnostiziert, dass die Problemursache der oben genannten Symptome ein defekter Turbolader ist, kann die Reparatur des Turboladers in einer Spezialwerkstatt eine Alternative zum Einbau eines neuen Turboladers sein.

Zudem kann ein regenerierter Turbolader („Austauschteil“) eine sinnvolle Option darstellen. Hier kann man gegenüber einem Neuteil meist deutlich sparen. Welche Option in deinem Fall die beste ist, solltest du immer mit der Werkstatt besprechen. 

Der genaue Ablauf für den Ausbau des alten und den Einbau des neuen Turboladers variiert je nach Fahrzeugmodell. Zunächst muss das Öl abgelassen und die Motorabdeckung entfernt werden.

Anschließend werden die Ladedruckleitung, der Abgaskrümmer und die Ölleitungen demontiert. Darüber hinaus muss ggfs. noch der Wasseranschluss demontiert werden, wenn hier eine zusätzliche Kühlung vorgesehen ist. Zudem kann es sein, dass Teile des Auspuffs demontiert werden müssen.

Danach kann der Turbolader gewechselt werden. Der Aufwand für den Wechsel kann sich erhöhen, falls sich während der Arbeiten weitere Probleme ergeben. Zum Beispiel dann, wenn die abgasseitigen Stehbolzen korrodiert sind und sich nicht lösen lassen.

Beim Austausch des Turboladers sollten immer auch die Ölleitungen gewechselt oder zumindest gereinigt werden, um erneute Beschädigungen zu vermeiden. Zudem sollte ein Ölwechsel inkl. Austausch des Ölfilter erfolgen.

Außerdem sollten der Luftfilter, sowie der Katalysator und ein eventuell verbauter Diesel-Rußpartikelfilter geprüft bzw. gereinigt werden.

Was kostet ein Austausch des Turboladers?

Die Materialkosten für einen neuen Turbolader liegen meist zwischen 900,- und bis zu 2.400 Euro. Bekannte Hersteller von Ersatzteilen sind BorgWarner oder Garrett.

Regenerierte Turbolader sind meist günstiger zu bekommen und daher insbesondere bei Fahrzeugen mit einem geringen Zeitwert zu empfehlen.

Hinzu kommen außerdem die Kosten für das neue Motoröl und einen neuen Ölfilter. Hier kann man je nach erforderlicher Ölmenge und -sorte mit Kosten zwischen 50,- und 200,- Euro rechnen. Spezielle Ölsorten können noch für deutlich höhere Kosten sorgen.

Für den Wechsel des Turboladers werden meist zwischen drei und acht Stunden Arbeitszeit benötigt. Der genaue Zeitaufwand ist abhängig davon, wie viele andere Bauteile zum Wechsel demontiert werden müssen.

Ausgehend von einem Stundensatz in Höhe von 120,- Euro und der zuvor genannten Dauer, ergeben sich somit Arbeitskosten zwischen 360,- und 960,- Euro.

Insgesamt kommt man gemäß dieser Kalkulation daher auf Gesamtkosten von rund 1.300 bis 3.600 Euro. 

Übrigens: Handelt es sich um ein Fahrzeug mit geringer Laufleistung, kann ein Kulanzantrag eine sinnvolle Option sein. Prüfe außerdem, ob dir Gewährleistung- oder Garantieansprüche (bspw. auch infolge eines Gebrauchtwagenkaufs zustehen)

Turbolader wechseln – Kosten in tabellarischer Übersicht

Material / Dienstleistunggeschätzte Preise (Neuteil)
Materialkosten Turbolader900,- bis 2.400 Euro
Arbeitskosten (fiktiver Stundensatz: 120,- Euro)360,- bis 960,- Euro
Motoröl + Ölfilter50,- bis 200,- Euro
Gesamtkosten rund 1.300 bis 3.600 Euro
Preise verstehen sich als grobe Richtwerte inkl. MwSt. und können abweichen!

Kostenbeispiele aus der Praxis

Nachfolgend habe ich dir – zusammen mit meinen Mechanikern – für einzelne Motoren beispielhafte Kalkulationen aus der Praxis zusammengefasst. Die Materialkosten umfassen alle erforderlichen Positionen (Turbolader, neue Leitungen, neues Motoröl). Die teils große Preisspanne entsteht vor allem durch die verschiedenen Hersteller.

Bei den Arbeitskosten gehe ich von einem Stundensatz in Höhe von 120,- Euro aus.

Alle Preise verstehen sich als Richtwerte inkl. Mehrwertsteuer und können selbstverständlich abweichen.

Hinweis für Smartphones: In der Tabelle kann horizontal nach links bzw. rechts gescrollt werden 😉

MotorMaterialkostenArbeitskostenGesamtkosten
VW T5 2.0 BiTdi (CFCA)1.700 bis 2.400 Euro600,- bis 840,- Eurorund 2.300 bis 3.200 Euro
VW Golf 6 1.2 TSI (CBZ)1.200 bis 1.500 Euro300,- bis 420,- Eurorund 1.500 bis 1.900 Euro
VW Golf 6 1.4 TSI (CAXA)1.100 bis 1.200 Euro300,- bis 420,- Eurorund 1.400 bis 1.600 Euro
VW Passat 3BG 1.9 TDI (AVF)1.200 bis 1.400 Euro300,- bis 420,- Eurorund 1.500 bis 1.800 Euro
BMW X3 E83 3.0d (M57D30)1.300 bis 1.400 Eurorund 600,- Eurorund 1.900 bis 2.000 Euro
Mercedes Benz W211 200 CDI (OM646.820)1.000 bis 1.400 Eurorund 600,- Eurorund 1.600 bis 2.000 Euro

Arten und Funktionsweise von Turboladern

Es wird in erster Linie zwischen zwei verschiedenen Arten von Turboladern unterschieden: VTG-Turbolader und Wastegate-Turbolader.

Beide Arten bestehen aus drei Hauptbestandteilen, der Abgas- und der Verdichterturbine, die wiederum mit der Ölversorgung zur Schmierung und Kühlung der Welle miteinander verbunden sind.

Die aus dem Motor strömenden Abgase treiben die Abgasturbine an. Da diese über eine Welle direkt mit der Verdichterturbine verbunden ist, kann letztere so mehr Frischluft verdichten und in den Brennraum befördern.

Damit es aufgrund der extrem hohen Drehzahl im Turbolader (bis zu 30.000 U/min!) nicht zu Lagerschäden kommt, findet eine Schmierung mit Motoröl statt.

Oftmals gibt es über den Kühlkreislauf des Fahrzeugs zudem noch eine zusätzliche Kühlung. Grund dafür sind die Abgastemperaturen bis 1.100°C.

Die Ladedruckregelung sorgt dafür, dass der Ladedruck im Ansaugkanal bzw. im Motor nicht zu hoch wird und es somit nicht zu einer Überlastung des Motors kommt. Ein verbautes Ventil an der Abgasseite des Autos sorgt für die Regulation.

Übrigens: Die meisten PKW besitzen nur einen Turbolader. Vereinzelt gibt es jedoch auch Modelle, welche über einen Bi-Turbo verfügen. Dann sind zwei Turbolader verbaut. 

Gut zu wissen
Um den Turbolader zu schonen und Schäden zu vermeiden, sollten hohe Belastungen direkt nach dem Starten des Motors vermieden werden. Stattdessen sollte das Auto immer ausreichend warmgefahren werden. Meist sind rund 10 Kilometer Fahrtstrecke notwendig, bis der Motor und damit auch das Motoröl eine Betriebstemperatur von 80 bis 90°C erreicht hat.

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